Am Ostermontag um 14 Uhr startete der Spaziergang auf den Spuren von Otto Hahn bei bestem Wetter. Erfreulich viele Menschen hatten sich auf den Schillerwiesen eingefunden, um insbesondere die frühre Geschichte des Nobelpreisträgers an Originalschauplätzen zu erfahren.
Nach einer Einführung in die Thematik am Pavillon machten sich über vierzig Menschen auf dem Weg zum ehemaligen Wohnhaus von Otto Hahn in der Gervinusstraße 5.
In einem kurzen Text wurde auf das Leben von Otto Hahn in Göttingen eingegangen:
Zum einen als freundlicher Göttinger Mitbürger, was spontan von einer Nachbarin, die Otto Hahn noch kannte, unterstrichen wurde. Weiterhin als ein Protagonist der Göttinger Erklärung gegen die atomare Bewaffnung der jungen Bundesrepublik. Erwähnt wurden aber auch eine Ereignis, welches das Bild des freundlichen älteren Herren ins Wanken bringt: Die mögliche Verwicklung von Hahn in einen Schmuggel von Atomtechnologie aus Göttingen nach Brasilien. Dieser Verstoß gegen damals geltendes Recht flog 1953 erfreulicherweise auf.
Auf dem früher von Hahn gerne genutzten Weg ging es dann auf den Hainberg zum Kehr, der nächsten Station. Thematik ging es hier um den Einsatz des späteren Nobelpreisträgers im Ersten Weltkrieg. In einem Brief anlässlich des 75. Geburtstags von Gustav Hertz gab Hahn seiner Hoffnung Ausdruck, dass der ehemalige Kamerad ebenso wie er selbst mit einem Schmunzeln zurück an die Zeit vor einem halben Jahrhundert dachte. Gemeint war damit ihr Einsatz in einer Spezialtruppe, welche den Einsatz von Giftgas organisierte und durchführte. Der Einsatz einer Mischung von Chlor und Phosgen, welches im Körper zur Salzsäure wurde und die Lunge verätzte, brachte unzähligen Menschen einen qualvollen Tod. Hahn war hierbei nicht ein normaler Soldat, sondern als rechte Hand von Fritz Haber federführend. Obwohl ihn die Folgen des Giftgases erschreckten führte er sei Werk fort und resümierte später, er und seine Mitstreiter hätten beim Einsatz an der Front schließlich keinerlei Skrupel gehabt.
Letzte Station des Spaziergangs war die Otto-Hahn-Bank am Tuchmacherborn. Nach einer Stärkung mit Tee und Keksen wurde hinterfragt, ob Otto Hahn mit seiner wechselhaften Biografie als Ehrenbürger der Stadt Göttingen weiterhin in Frage kommt. Ein Ehrenbürger sollte auch immer ein Vorbild für kommende Generationen sein Nach den Erkenntnissen über Verwicklung in den Giftgaskrieg ist das im Fall Otto Hahn sehr fraglich.