Nicht in unserem Namen!
Herr Trittin,
ungeachtet der sich täglich ausweitenden Atomkatastrophe in Japan setzt die Bundesregierung weiter auf Atomkraft. Neun große Reaktoren sollen noch bis zu elf Jahre Strom und Atommüll produzieren. Allein die in dieser zusätzlichen Zeit verbrauchten Brennelemente werden rund 300 Castorbehälter füllen.
Sie wissen selbst, dass der angebliche Atomausstieg eine große Mogelpackung ist und die sechs vorgelegten Gesetze zur Energiewende völlig unzureichend sind. Neben viel zu langen AKW-Laufzeiten zementieren sie die Macht der großen Stromkonzerne und verhindern die notwendige Umkehr zu einer dezentralen Energieversorgung. Sie ermöglichen den Bau neuer Kohlekraftwerke und behindern die Entwicklung regenerativer Energieformen.
Sie wissen, dass auch diese Gesetze die Folgekosten und die Risiken der Atomkraft der Allgemeinheit und den künftigen Generationen aufbürden, während die Konzerne noch jahrelang fette Gewinne mit Atomkraft machen und sich zugleich ihre Dominanz auch bei der künftigen Energieversorgung sichern dürfen.
Umweltverbände und Organisationen aus der Anti-AKW-Bewegung haben die Grünen nachdrücklich aufgefordert, diese Gesetze abzulehnen. Sie, Herr Trittin, haben stattdessen im Leitantrag für den Sonderparteitag ihrer Partei empfohlen, den Atomplänen der schwarz-gelben Bundesregierung zuzustimmen.
Das kann nicht verwundern. Denn was die Regierung jetzt als Atomausstieg anpreist, entspricht weitgehend dem, was Sie, Herr Trittin, uns schon vor zehn Jahren als Ausstieg verkauft haben. Es war die rot-grüne Bundesregierung mit Ihnen als Umweltminister, die damals den AKW-Betreibern Reststrommengen zubilligte statt feste Abschaltdaten vorzugeben und die auf diese Weise die Stromverschiebe-Tricks der Industrie begünstigte. Es war Ihre Politik, die grade nicht zur Stilllegung einer nennenswerten Zahl von AKWs führte und mit einer Laufzeitverlängerung endete.
Sie und wir wissen: Die Gesetzesvorschläge der Regierung haben mit einem Atomausstieg nichts zu tun. Für diesen „Atomausstieg“ sind wir nicht jahrzehntelang auf die Straße gegangen. Wir haben nicht dafür demonstriert und blockiert, dass die Bedrohung durch Atomkraftwerke noch zehn bis elf Jahre weitergehen soll. Wir wollen eine Abschaltung der Atomkraftwerke jetzt und einen Atomausstieg, der diesen Namen auch verdient.
Herr Trittin, wir verlangen von Ihnen: Berufen Sie sich in Ihren Reden und taktischen Überlegungen nicht auf die Anti-AKW-Bewegung! Wenn sie troztdem den Gesetzen zustimmen oder es bleiben lassen: Sie handeln nicht in unserem Namen!
Anti-Atom-Initiative Göttingen und AntiAtomPlenum Göttingen
Pressemitteilung zur Übergabe des Offenen Briefes
Göttinger Anti-Atom-Gruppen haben am Montagabend „Offenen Brief“ an Jürgen Trittin abgebeben
Nach der Mahnwache gegen Atomenergie haben Göttinger Anti-Atom-Gruppen am Montagabend einen offenen Brief an Jürgen Trittin im Grünen Zentrum in der Langen-Geismar Str. abgegeben und die Fahne der Grünen mit dem Zusatz „Atomkraft jein, danke!“ ergänzt. Entsprechende Bilder mit Merkel und Trittin und „Atomkraft jein, danke!“ und Anti-Atom-Aufklebern verzierten sie den Eingang der Grünen. An der Mahnwache hatte 100 Menschen teilgenommen.
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